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Und die Ostsee hat uns wieder...

Und wieder etliche Kilometer über die Autobahnen dieses Landes geballert - allerdings 70km vor dem Ziel stark gebremst durch einen Stau! Blöderweise ging nix mehr! Kein Vorankommen für über 2 Std. Nun gut diese Zeit ging zwangsläufig auch um, so dass wir insgesamt mit über 3 Std. Verspätung im Hafen von Wismar ankamen. Müde - Ausgelaugt aber voller Hoffnung für die kommenden 4 Tage. Übrigens hatte die Verspätung auch was Positives - der Sauerstoff war schon verladen :-)

Tag 1:

Wie immer muss die Tour mit einem eher kleinem Wrack in geringen Tiefen beginnen. Letztlich ist dieses sogar erforderlich, besonders wenn man wie wir Taucher an Bord hat, die das erste mal in der Ostsee tauchen. Also beschlossen wir das Wrack "Fiede", ca. 2 Meilen vor Grömitz liegend, anzusteuern. Bei der "Fiede" handelt es sich um eine ca. 14m lange Motoryacht, die in den 60er Jahren sank. Zum Grund des Untergangs halten sich hartnäckige Gerüchte, die besagen, dass es sich seiner Zeit um einen Versicherungsbetrug gehandelt haben soll. Ob das der Wahrheit entspricht war zumindest uns unbekannt. Das Wrack liegt in einer Tiefe von 21m und ist sehr einfach zu betauchen. Die Sicht und Strömungsverhältnisse waren ideal. Das Wrack ist sehr dicht mit Anemonen bewachsen. Die Lichtverhältnisse waren aufgrund der Algenblüte selbst in dieser geringen Tiefe als eher schlecht einzustufen - was sich leider in der Qualität der Fotos widerspiegelt. Egal - das Wrack lag aufrecht auf dem Grund, das Bojenseil wurde perfekt gesetzt und es war ausreichend Zeit vorhanden um das Wrack ausgiebig zu erkunden. Nach einer kurzen Zeit entdeckten wir, dass die Seiten des Wracks nur mittels einer bewachsenen Plane verschlossen waren. Ein kurzes "lüften" der Plane bescherte genügend Zeit um ins Innere vorzudringen und dieses zu erkunden. Im Inneren war das Wrack allerdings genauso unspektakulär als von außen, so dass der Innenraum schnell wieder über die Dachluke verlassen wurde.

Der zweite Tauchgang führte uns in eine Tiefe von knapp 13m. Die "Holstentor", ein ca. 30m langes Passagierschiff aus Holz, liegt in der Neustädter Bucht, kurz vor dem Timmendorfer Strand. Das Schiff diente im 2. Weltkrieg als Flugsicherungsboot und wurde nach dem Krieg zum Ausflugsschiff umgebaut um dann letztlich in der Neustädter Bucht seine letzte Ruhestätte zu finden. Das Wrack war über und über mit Seesternen belegt, man konnte fast von einem Seestern Teppich reden. Zudem gesellten sich außergewöhnlich viele Feuerquallen zu uns, was eine erhöhte Aufmerksamkeit erforderte. Der mittlere Bereich des Holzschiffs war sehr brüchig und wies viele Löcher auf, die ein Vordringen in das Innere des Schiffes ermöglichten. Die Aufbauten waren vollständig entfernt. Die vielen Ecken und Nischen beherbergten an einigen Stellen unzählige Kleinfische. Nach mehreren Erkundungsrunden und Eindringversuchen, leiteten wir nach ca. 45 Minuten den Aufstieg ein. Dank unseres Nitrox Gemisches verfügten wir über ausreichende Nullzeitreserven, die einen Dekostop überflüssig machten. Trotzdem haben wir einen kleinen Stop eingelegt und nach ca. 55 Minuten erreichten wir sicher die Oberfläche.

Tag 2:

Das Wetter hat sich über Nacht stark verschlechtert, so dass die Tauchgänge für diesen Tag auf dem Spiel standen. Ursprünglich war es geplant die Waltraud Behrmann anzufahren. Aber wie gesagt, dass Wetter spielte nicht mit und wir waren gezwungen unsere Pläne zu ändern. Ziel war jetzt ein Ziegelewer der vor Wismar in einer mehr oder weniger geschützten Lage lag. Am Tauchplatz angekommen, musste die Entscheidung getroffen werden ob überhaupt getaucht wird, denn auch hier herrschte ein beachtlicher Wellengang. Drei von uns haben sich entschieden den Tauchgang unter diesen widrigen Verhältnissen durchzuführen. Trotz der unruhigen See betrug die Sicht am Wrack angenehme 5-8m. Das in 23m, aufrecht stehende, Wrack ist sehr schön mit Anemonen bewachsen. Von der ehemaligen Ladung sind nur noch Bruchstücke zu erahnen. Die Aufbauten sind intakt und könnten theoretisch betaucht werden, jedoch würden viele Anemonen abgerissen werden, so dass wir auf diesen Teil verzichtet haben. Die beiden Maste die einst dem Schiff den notwendigen Vortrieb gaben lagen Steuerbord und haben sich teilweise im Schlamm vergraben. Fische waren auch diesmal nicht zu sehen, Seesterne und Krebse lugten ab und zu aus dem Wrack, waren aber eher selten zu Gesicht zu bekommen. Nach dem Auftauchen stellten wir erleichtert fest, dass der Wind ein wenig abgeflaut war, so dass der gefürchtete Ausstieg ohne wesentliche Zwischenfälle erfolgen konnte.

Trotz des abgeflauten Windes wollte sich die See nicht wirklich beruhigen. So dass unser zweites Ziel für diesen Tag das 2 Mann U-Boot war, welches wir auch schon letztes Jahr betaucht hatten. Hier stellte die Anfahrt das größte Problem dar. Nach dem Anpeilen des Wracks wurde das Grundblei zu Boden gelassen. Direkt im Anschluss sprangen die ersten beiden Taucher ins Wasser und kurz darauf der Rest der Gruppe. Just als die ersten Taucher fast den Grund erreichten, verfing sich das Grundblei am Heck unseres Schiffs. Dies führte unweigerlich dazu, dass das Grundblei angehoben und erheblich versetzt wurde. Die beiden Taucher die das Schiff zuerst verlassen hatten, hatten nun keine Chance das Wrack zu erreichen, so dass die einzige Alternative darin bestand den Aufstieg einzuleiten. Durch den Umstand, dass bereits alle Taucher im Wasser waren und sich die Leine im hinteren Teil verfangen hatte, trieben alle Taucher auf dem Meer. An ein Aufnehmen war nicht zu denken, da die begründete Gefahr bestand, dass sich das Seil in der Schraube des Schiffes verfangen würde. Nach einer 30 minütigen Zwangs-Schaukel-Pause in der Ostsee konnte die Mannschaft das Seil befreien und uns endlich aufnehmen. Das Aufnehmen ging für die Witterungsverhältnisse relativ gut, dennoch entschieden einige von uns, dass es besser für sie sei an Bord zu bleiben. Der noch verbleibende Rest suchte sich ein angenehmes Plätzchen und wartete bis der Kapitän das Wrack erneut angepeilt hatte.
Das Wrack beglückte uns mit einer besseren Sicht als beim letzten Mal - das war aber auch schon das einzige, sonst ist alles geblieben wie im letzten Jahr.

Tag 3:

Tjalk - so der Codename unseres 5. Wracks. Codename deshalb, weil bis heute der tatsächliche Namen des Bootes unbekannt ist. Das Wrack selber liegt in einer Tiefe von ca. 21m und ist sehr schön mit Anemonen bewachsen. Die Tatsache, dass das Wrack erst letztes Jahr entdeckt wurde, hatte zur Folge, dass viele Einzelteile und Ladungsgegenstände sich immer noch an Bord befinden. So entdeckten wir Flaschen, Taschenuhren und sogar die Schiffsglocke! Allerdings gaben auch diese Teile keinen Hinweis auf den tatsächlichen Namen des Wracks. Da das Wrack erst einige Male betaucht wurde sind sogar noch viele Fischernetze über das Wrack verteilt - teilweise flatterten die Netze in der Strömung, was dem gesamten Wrack eine äußerst mystische Stimmung verlieh. Mystisch auch deshalb, weil kaum Tageslicht zum Wrack vordrang - dies lag zum einen an der starken Bewölkung und zum anderen an dem sehr dichten Algenteppich an der Oberfläche. Dem Tauchgang haben diese Lichtverhältnisse nicht geschadet, im Gegenteil - erschien das Wrack doch gerade wegen dieser Verhältnisse noch geheimnisvoller.

Das Auftauchen erfolgt wie immer mittels Boje. Der Wellengang von schätzungsweise 1,5m bescherte und ein auf- und abhüpfen der Boje - aber zum Ende sind alle wieder sicher an Bord zurückgekehrt.

Das Wetter hielt sich einigermaßen, der Wind blies mit ca. 3 Windstärken und der Wellenhub pegelte sich irgendwo zwischen einem Meter ein. Nicht die besten Bedingungen, aber gut genug um der Waltraud Behrmann einen Besuch abzustatten. Das Schiff liegt nach wie vor auf der Seite und bietet immer noch viele Möglichkeiten in das Innere zu leuchten. Ein betauchen ist nur eingeschränkt möglich. Der weiche Schlick, und die flimmernde Sprungschicht verhinderten ein Eindringen. So musste man sich damit begnügen hier und da den Kopf reinzustecken um dann festzustellen, dass man eh nichts sehen konnte. Allerdings waren wieder Dorsche anwesend, diesmal mehr als beim letzten Mal. Unter dem Schiff, konnten in einzelnen Spalten und Ecken immer wieder ein paar Dorsche erspäht werden. Überhaupt war dieses Wrack sehr belebt. Während andere Wracks kaum Fische beherbergten, "tobte" an der Waltraud Behrmann das Leben. Viele kleine Fische suchten Schutz in den unzähligen Ecken und Nieschen, Krebse besiedelten die Bordwände und suchten zwischen den Miesmuscheln nach Nahrung. Seesterne belagerten das Wrack ebenfalls. Selbst Aale konnten stellenweise beobachtet werden - allerdings immer nur sehr kurz - bei ersten Anzeichen der Tauchlampe zogen sich diese in aller Regel sofort in das Innere zurück. Abgebrochene Wrackteile beherbergten Seesterne und weitere Muschelarten. Insgesamt ein "intaktes" und schön zu betauchendes Wrack.

Tag 4:

Tja, wie das Leben und vor allem das Wetter so spielt. Es gibt Tage da verliert man und dann gibt es Tage da gewinnen die Anderen. So auch am 4. Tag. Das Wetter wollte einfach nicht mitspielen, Windstärken zwischen 5 und 6, sowie Wellenhöhen von bis zu 2m zwangen uns zu einer Pause. Also haben wir gefachsimpelt, Erfahrungen ausgetauscht, über Ausrüstungen philosophiert und Gedser per Fußweg erkundet. Der Wetterbericht für den nächsten Morgen versprach deutliche Besserung und Mike, unser Skipper, versprach uns dass wir am letzten Tag zwei Tauchgänge anstelle des geplanten Einen durchzuführen. Na ja - abends tranken wir unser Bier - wunderten uns über die vielen Mücken und gingen irgendwann ins Bett. Hätten uns einer den nächsten morgen so beschrieben wie wir ihn erlebt haben, wir hätten diesen Jenigen lauthals ausgelacht...

Tag 5:

Alfred Hitchcock muss für seinen Film "Die Vögel" in Gedser gewesen sein. Uns überfielen zwar keine Vögel, dafür aber Mücken. Gut man kann jetzt fragen, "wie kann man von Mücken überfallen werden" Nun relativ einfach. Man nehme ein Schiff von ca. 30m Länge und packe dort etwas 5 Millionen Mücken drauf - kein Scherz! Wir konnten es nicht glauben. Alles, aber wirklich alles war voll Mücken, es war nicht möglich das Schiff zu verlassen, abertausende Mücken! In Anzügen, in Atemreglern, auf Tischen, auf Bänken, an Fenstern - unglaublich.

Gott sei Dank verschwanden die Viecher nach und nach durch den mäßig gehenden Wind.

Aber jetzt zum Tauchen. Der Letzte Tag barg noch ein paar kleine Highlights. Zuerst haben wir der Waltraud Behrmann einen zweiten Besucht abgestattet. Das Wrack lag immer noch an derselben Stelle, allerdings wussten wir jetzt genau wo die interessanten Stellen sind. Und tatsächlich alle entdeckten hier und das große und kleine Dorsche.

Der zweite Tauchgang führte und zu einem bis jetzt unbekannten "Ewer". Das Wrack steht aufrecht in knapp 25m Tiefe und wurde von uns innerhalb von 50 Minuten mikroskopisch untersucht. Die vielen Seenelken belebten das Wrack auf eine ansprechdene Art und Weise. Nach dem Auftauchen brach dann eine geordnete Aufbrechstimmung ein. Jeder verpackte sein Material und stellte die unzähligen Taschen zum Ausschiffen bereit. In Wismar angekommen ging dann alles sehr schnell. Jeder half mit das Material ordentlich zu verstauen und nachdem dies erledigt war löste sich die Gruppe in Richtung München auf. Allerdings machten sich nicht alle auf den direkten Weg nach München. Zwei Bekannte und ich entschieden sich nach Kulkwitz zu fahren. Der dort liegende See machte uns neugierig. Nach knappen drei Stunden waren wir dann auch schon in unserer Pension angekommen, aßen, tranken und gingen zu Bett.

Tag 6:

Kulkwitzer See. Ein tolles Gewässer. Klar. Sauber. Artenreich. Alles Schlagwörter die man in den Foren dieser Welt nachlesen kann. Um es kurz zu machen. Es stimmt. Der Kulkwitzer See ist eine Reise wert. Und ich denke, dass die Fotos das sehr ausführlich belegen. Aber seht selbst.

Wir hatten wirklich Glück. Während des Umziehens: Sonnenschein, 19°. Während des Tauchgangs, Sonnenschein. Nach dem Tauchen bewölkt. Kurz vorm verlassen des Tauchplatzes: Starke Bewölkung. Nach 5min. Autofahrt: Wolkenbruchartige Regenschauer, die uns immer wieder bis München in mehr oder weniger ausgeprägten Attacken beglückten. Alles in Allem haben sich diese Tage wirklich gelohnt. Entspannt. Erholt und neun weitere Tauchgänge die das Logbuch zieren.

In diesem Sinne, hoffe es hat gefallen...

Fotos

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