In Weißenbach, am Attersee, in Österreich fand an dem Wochenende vom 25.3. bis zum 26.3. eine allgemeine Rebreatherinformationsveranstaltung statt. Vertreten waren Hersteller der Geräte Voyager, Submatix und RON.
Das Voyager wurde durch Gero Stenger vertreten, Submatix durch Uwe und Matthias Leßmann. Der RON, dem mein eigentliches Interesse galt, wurde durch Matthias Pfister (www.ron-ger.de) und Danny Beiert vorgestellt.
Der RON wird von Matthias Pfister gefertigt und ist in die Klasse der passiven Rebreather (pSCR: passive Semi Closed Rebreather) einzuordnen. Passive Rebreather sind relativ selten und werden nur von sehr wenigen Herstellern produziert – der wohl prominenteste Vertreter der passiven Rebreather ist das RB80. Durch die schlanke Bauform und den einfachen Aufbau reihen sich diese pSCR Geräte hervorragend in die Standard DIR-Konfiguration ein.
Darüber hinaus „strecken“ Sie durch ihre bauartbedingte Funktionsweise das verwendete Gas (Beim RON: Auswurfverhältnis 10%) – soll heißen man kann mit weniger Gasverbrauch länger, in größeren Tiefen verweilen. So sind z.B. 30 bis 40 Minuten auf 80m und mehr – zumindest „Gasverbrauchstechnisch“ – unkritisch. Wo hingegen ein offenes System hier bereits deutlich an seine Grenzen stößt.
Wie dem auch sei; Funktionsweise, Aufbau, Konfiguration, Verhalten etc. haben mich neugierig gemacht und mich dazu bewegt diesen Gerätetyp zu testen, da kam mir diese Infoveranstaltung gerade recht.
Leider ist es sehr schwer sich im Vorfeld, z.B. über das Internet oder diverse Listen, eine objektive Meinung zu den verschiedenen Herstellern von pSCR zu bilden. Oft trüben persönliche Vorzüge und/oder allgemeine Unwissenheit die Objektivität. Um sich eine fundierte Meinung bilden zu können, ist es m.E. empfehlenswert, ein solches Gerät persönlich zu begutachten.
Eine fundierte Meinungsbildung findet sicher nicht am Stammtisch oder im E-mail Chat statt, sondern am See, dort wo der Test mit mindestens einem oder mehren Tauchgängen abgerundet werden kann.
Auch so an diesem Wochenende. Der erste Tag wurde dazu verwendet, die Funktionsweisen und Charakteristiken des Gerätes zu erläutern, dabei wurde sehr genau auf die Funktionsweise des Gerätes eingegangen. Schwerpunkte waren hier Themen wie z.B. die Verwendung des Atemkalks, der Aufbau und die Verwendung des Mundstücks, die Funktionsweise der Wasserfalle und die Eigenschaften des Atembalges.
Nachdem diese Erläuterungen abgeschlossen waren, wurde mit der Tauchgangsvorbereitung begonnen. Dass Testgerät wurde weitestgehend minimiert, also Schläuche und sonstiges Zubehör wurden entfernt. Ehrlich gesagt war mir das nur recht, hat es doch letztlich auch meinen „Taskload“ unter Wasser reduziert.
Als der Zusammenbau und auch die Verhaltensweisen für den Tauchgang eingeübt wurden, konnte es auch schon losgehen. Das Gerät auf dem Rücken geschnallt und der erste Wasserkontakt war nicht mehr fern. Dank der Verwendung eines DIR-konformen Wings änderte sich mein Empfinden gegenüber der Konfiguration nicht; Wing, Inflator, D-Ringe etc. waren wie immer an der gewohnten Stelle – eine sehr angenehme Sache.
Das erste was mir prophezeit wurde, war das recht ungewöhnliche Atemverhalten, sobald ich die horizontale Wasserlage ändern würde. Letztlich glaubt man es ja nicht wirklich – allerdings holt einen die Realität schnell ein, so auch bei mir. Ich stehe also zu Beginn des Tauchgangs senkrecht im Wasser und beginne den Kreislauf zu öffnen, sofort drückt dieAtemluft des Atembalges das Gas in die Lungen – hört sich schlimmer an als es ist – sobald man sich ein wenig nach vorne verlagert und eine waagerecht ähnliche Position einnimmt, verbessert sich das Atemwiderstandsverhalten und ein einfaches ein- und ausatmen wird möglich. Der Kreislauf war somit erfolgreich in Betrieb und es konnte abgetaucht werden. Die Absprache lautete, dass wir zunächst im 1m Bereich ruhig auf der Stelle stehen bleiben um ein Gefühl für Atmung und Tarierung zu bekommen. Diese zwei bis 5 Minuten reichten bereits aus um sich mit dem wesentlichem Verhalten des Gerätes vertraut zu machen, wenigstens so weit, dass eine vernünftige Wasserlage eingenommenwerden konnte und man sich auf den eigentlichen Tauchgang geistig vorbereiten konnte. Nachdem somit das erste Vertrauen in das Gerät gewonnen wurde, wurde „richtig“ abgetaucht. Wir sind runter auf knapp 12m und dort habe ich die nächsten 10 Minuten damit verbracht den Trimm weiter anzupassen, so dass der Atemwiderstand möglichst gering blieb. Eine recht lustige Sache; verändert man den Trimm, verändert sich im gleichen Verhältnis auch der Atemwiderstand, je nach Lage wird die Luft eher in die Lungen gedrückt – also der Einatemwiderstand ist extrem gering (besser gesagt er ist positiv) und der Ausatemwiderstand ist ungewöhnlich hoch. Überhaupt ist das Atmen gänzlich unterschiedlich zum offenem System. Beim offenen System wird tief ein- und ausgeatmet, beim Rebreather scheint sich nach der Zeit ein flacheres atmen einzustellen.
Nach weiteren 20 Minuten fing ich an die Geräusche des Gerätes bewusster wahrzunehmen. Während der Vorbereitung wurde mir erklärt, dass man die Zu- und Abgabe von Frischgas hören könne – diese Funktionsüberwachung ist die wichtigste Kontrollfunktion für den sicheren Umgang mit solchen Geräten. Und tatsächlich, die Abgabe aus dem Atembalg ist deutlich zu hören, während man sich bei der Zugabe ein wenig mehr konzentrieren muss. Um ehrlich zu sein; wirklich deutlich habe ich die Zugabe erst beim zweiten Tauchgang wahrgenommen.
Was auch noch ungewohnt ist die Art der Atemluft, nach einer Zeit beginnt diese ein wenig „pelzig“ zu schmecken – was wohl am Kalk liegt und „normal“ ist. Die Tatsache, dass es sogar Atemkalk mit Geschmack gibt, lässt stark vermuten, dass es sich um ein bei Rebreathern übliches Verhalten handelt.
Der erste Tauchgang endete bereits nach 40 Minuten. Im Großen und Ganzen eine sehr interessante Erfahrung. Allerdings stellte sich das „Genießen“ des Rebreather tauchens nicht ein. Das sollte sich erst am Folgetag bilden.
Um 9:00 Uhr wurde gefrühstückt und im Anschluss das Gerät erneut vorbereitet. Nach Abschluss der üblichen Vorbereitungstest wurde das Gerät angelegt und der zweite Tauchgang begann.
Bei diesem Tauchgang verlief alles wesentlich entspannter – schon nach kurzer Zeit konnte das blasenfreie Tauchen genossen werden – Wasserlage, Atmung – alles ohne Probleme, wir konnten die Zeit sogar noch ein wenig mit Unterwasseraufnahmen versüßen. Im Prinzip hätte ich wesentlich länger im Wasser bleiben können, trotz der 3°C Wassertemperatur hielt sich das Frieren in Grenzen, was nicht zu letzt auch an dem Argon lag. Nach ca. 60 Minuten bin ich dann aber doch aus dem Wasser gesprungen – warum gesprungen? Ich musste aufs Klo! Wer hätte schon daran gedacht, dass ein Testtauchgang 60 Minuten dauern könnte? Ich nicht – darum hatte ich auch mein Pinkelventil nicht in Betrieb – Naja egal – 60 Minuten waren auch o.k.
Matthias hat sich viel Mühe mit uns gegeben, er hat alle Fragen beantwortet und das Gerät sehr detailliert vorgestellt. Die Verarbeitung lässt für mich als "Nicht Rebreather Taucher" keine Wünsche offen. Alle Teile sind maschinengefertigt und aus hochwertigem Material. Das Gerät vermittelt eine ansprechende Optik. Die Wasserfalle ist m.E. nach eine sehr gelungende Lösung. Insbesondere die Tatsache, dass das ausgeatmete Gas sehr großflächig an der Innenseite der Außenhülle kondensieren kann, ist als positiv zu werten. Der Atemkalk ist nach dem Tauchen tatsächlich warm – so dass meine anfänglichen Zweifel bezüglich Einsatz in sehr kaltem Wasser zerschlagen wurden. Das Mundstück lässt sich gut bedienen, ist relativ klein, leicht und ist vor allem dicht. Der Umschalter am Mundstück (um das Bailout zu atmen) geht ein wenig schwer - das ist aber auch gut so, denn die O-Ringe welche die Walze dichten sind im Auslieferungszustand geringfügig überdimensioniert um auch nach vielfältigem Drehen der Walze die Dichtigkeit zu gewährleisten. Die Drehbewegung leichter zu gestalten wäre durch den Einsatz einer geringeren Schnurstärke auch kein Problem.
Mich persönlich hat das Atemverhalten überrascht – dieses ist nicht wie beim Presslufttauchen immer gleich, sondern der Einatemwiderstand varriert in Abhängigkeit der Wasserlage. Zunächst ist dieses Verhalten ein wenig ungewohnt, allerdings hat man sich spätestens nach dem ersten Tauchgang daran gewöhnt.
Der Kauf eines solchen Gerätes ist leider immer mit einem enormen finanziellen Aufwand verbunden. Auch kann man sich die Anschaffung nur sehr schwer „schön rechnen“. Das was man an Gas gegenüber dem offenem System einspart ist für eine Amortisierung zu wenig. Einzig das Verweilen auf hoher Tiefe machen diese Geräte interessant. Doch auch dann ist immer wieder die Frage wie oft man solche Tauchgänge tatsächlich unternimmt. Aber - ich bin mir sicher, dass den RON auf jeden Fall eine Investition wert ist...
In diesem Sinne – hoffe es hat gefallen.
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Wilke, 12.01.2012 - 17:47 Uhr
Hallo G Mörtel, das ist schon lange, lange her. Ich habe den Aufbau als sehr
hochwertig in Erinnerung, der Rebreatherkopf hat mir von der Schlauchführung gut
gefallen. Damals war es der erste TG mit einem pSCR überhaupt und ich habe den
Atemwiderstand als störend empfunden, aber ehrlich gesagt würde ich daraus keine
pauschal negative Aussage ableiten. Wie sich das RON bei sehr langen TGs verhält kann
ich dir leider nicht berichten, in meinem unmittelbaren Umfeld tauchen alle mit RB80
Kopien... LG Wilke
sth@honigbau.de, 11.01.2012 - 19:52 Uhr
Hallo,
welche Vor- oder Nachteile hattest du damals beim RON gesehen
???
G
Mörtel